Beschreibung Verfahren und Vorrichtung zum Testen eines Prüflings
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Testen eines Prüflings .
Im Rahmen der Steigerung der Produktqualität ist es erforderlich, über eine zuverlässige Qualitätssicherung in der Fertigung und bei der abschließenden Endkontrolle zu verfügen. Durch die Erhöhung der Prüftiefe, die einem kontinuierlichen Verbesserungsprozeß unterliegt, können spätere sehr kostenintensive Feldausfälle vermieden werden. Die Prüfung aller Funktionalitäten bzw. Eigenschaften eines Produktes ist daher besonders wichtig. Beispielsweise ist es bei der Prüfung eines Prototyps eines integrierten Schaltkreises oder eines Maschinenteils in vielen Fällen notwendig, über einen breiten Betriebsbereich in Abhängigkeit von mehreren Eingangs- bzw. Betriebsparametern zu prüfen. Zu diesem Zweck existieren bereits Stimulationsvorrichtungen, die durch gezielte Beeinflussung der Betriebsbedingungen in den der Prüflingarbeit oder das Anlegen vorgegebener Stimulierun- gen, zum Beispiel einer vorgegebenen Spannungs- oder Druckfunktion, an den Prüfling ein Durchlaufen eines gesamten Betriebsbereiches oder eine gezielte Stimulation bei ausgewählten Betriebspunkten ermöglichen. Die Reaktionen des Prüflings auf die Stimulation dienen als Ausgangswerte, auf deren Basis ein Prüfprotokoll erstellt und mit Referenzwerten verglichen wird.
Eine Schwäche bisheriger Testverfahren und Testvorrichtungen liegt in der Auswertung der Reaktion des Prüf- lings. Je größer der zu testende Betriebsbereich, je feiner die gewünschte Auflösung der sich kontinuierlich verändernden Reaktion des Prüflings, je höher die Anzahl
der ausschlaggebenden bzw. zu prüfenden Betriebsparameter, desto höher ist die Anzahl der auszuwertenden Ausgangswerte. Dabei kann die Dauer der Auswertung auf ein unannehmbares Niveau steigen.
Als Kompromiß zur Optimierung der Testdauer und des Testumfangs wird der Prüfling typischerweise nur an ausgewählten Betriebspunkten bzw. vorwiegend in "interessanten" Betriebsbereichen getestet. Dies hat je- doch den schwerwiegenden Nachteil, daß die "interessanten" Betriebsbereiche eines neuen Prototyps a priori nicht unbedingt bekannt sind. Zudem werden sporadisch auftretende Fehler häufig nicht erkannt. Es entstehen Qualitätslücken, da nur bestimmte, vorgegebenen Einstellungen erfaßt werden. Im übrigen kann das schnelle Messen von individuell ausgewählten Punkten unerwünschte Einschwingvorgänge hervorrufen, die die Meßergebnisse verfälschen. Insgesamt ist durch die Art der Auswertung eine Rückkopplung der Meßergebnisse in den Entwicklungs- bzw. Herstellungsprozeß des Prüflings unzureichend oder überhaupt nicht möglich.
Es ist auch bekannt, eine visuelle Auswertung der Reaktion insbesondere von KFZ-, Raum- und Luftfahrt-Komponenten vorzunehmen. Dabei werden bestimmte Betriebsparameter, beispielsweise die EingangsSpannung und die Betriebstemperatur des Prüflings, jeweils über den für den Einsatz der Komponenten relevanten Bereich verändert, während die Reaktion, beispielsweise die AusgangsSpannung, auf einer herkömmlichen Elektronenstrahlröhre als Farbwerte dargestellt wird. Durch geeignete Synchronisierung der Elek- tronenstrahlablenkung und der Änderung eines der Betriebsparameter, bei der z.B. das Durchlaufen des relevanten Spannungsbereichs zeitgleich mit der Ablenkung über eine einzelne Zeile stattfindet, resultiert eine
farbige zweidimensionale Bilddarstellung, die visuell ausgewertet werden kann.
Eine solche Vorgehensweise hat vor allem den Nachteil, daß eine zeitliche Synchronisierung zwischen Darstellung und Stimulation erforderlich ist, die eine Vielzahl von Nebeneffekten hervorruft und viele sinnvolle Prüfungsverfahren ausschließt. Zudem kann die Auswertung nicht automatisch erfolgen.
Eine Aufgabe der Erfindung liegt darin, ein Testverfahren bzw. eine Testvorrichtung zu schaffen, die obengenannten Nachteile des Standes der Technik zu vermeiden und es ermöglicht, umfangreiche Tests effizient ausführen zu können. Zudem soll die Verwirklichung der Erfindung keine kostspielige bzw. aufwendige Modifikationen eventuell vorhandener marktüblicher Test-Vorrichtungen erfordern.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch das Verfahren gemäß Anspruch 1 bzw. die Vorrichtung gemäß Anspruch 6 gelöst. Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Unteransprüchen definiert.
Die Erfindung basiert auf dem Grundprinzip der erfinderi- sehen, symbiotischen Kombination herkömmlicher Stimulationstechniken (aufgrund des Verfahrens überhaupt erst im wesentlichen erweiterbaren) mit einer Auswertung der Reaktionen des Prüflings durch per se aus der Bildverarbeitung bekannten Techniken. Weitere Ausführungsformen der Erfindung sind durch neue Techniken verfeinert, die die symbiotische Wirkung dieser Kombination vorteilhaft unterstüzen bzw. ausnutzen.
Erfindungsgemäß erfolgt beispielsweise die Klassifizie- rung, Darstellung, Verarbeitung, Zusammenfassung und der
Vergleich der Reaktionswerte eines stimulierten Prüflings
durch Bildverarbeitungsalgorithmen und -Operationen. Zu diesem Zweck wird die Reaktion des Prüflings bezüglich mindestens eines Testkriteriums zur Bestimmung der Inhalte der zu verarbeitenden Bildpunkte herangezogen. Zusammen ergeben die Bildpunkte, auch Pixel genannt, ein mehrdimensionales Bild, bei dem die Bildkoordinaten durch Betriebsparameter bestimmt sind. Entsprechend entsteht eine eindeutige Zuordnung zwischen jedem Bildpunkt und einem bestimmten Betriebsbereich, wobei die Größe eines jeweiligen Bildpunktes bzw. seines zugehörigen Betriebs- bereichs nach Bedarf beliebig variiert werden kann. Dabei können analoge und digitale Resultate verarbeitet werden. Die digitalen können direkt der digitalen Bildverabeitung zugeführt werden.
Die Erfindung läßt sich für beliebige Prüflingsarten, beliebige Betriebsparameter und beliebige Testkriterien anwenden. Zum Beispiel kann die Erfindung dazu angewandt werden, die Funktionalität einer analogen, digitalen oder hybriden elektronischen Schaltung zu testen.
Sie kann jedoch auch dazu verwendet werden, die Erzeugnisse einer Spritzgußmaschine zu prüfen, indem als Testkriterium die Aushärtung des Erzeugnisses als Funktion der Betriebsparameter Temperatur und Druck dargestellt bzw. ausgewertet wird. Beispielsweise können Eingangs- Spannung, Eingangsstrom, eine gewählte Eingangssequenz, Temperatur, Druck, Zeit oder Frequenz als Betriebsparameter benutzt werden.
Sämtliche Bildverarbeitungsalgorithmen und -funktionen können im Rahmen der Erfindung Verwendung finden. Zu den mathematischen Grundfunktionen wie Addition, Subtraktion, Maskierung, u.s.w. von Bilddaten sind auch diverse, so- wohl selektive als auch integrierende, Filterfunktionen wie Erosion, Dilatation und Rauscherfassung von großer
Bedeutung. Auch sogenannte "area of interest" -Ausblendungen (zu Deutsch "relevanter Bereich") und positionsabhängige skalierte Bewertungen können bei der Auswertung eine wesentliche Rolle spielen.
Gemäß einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung wird das Bild, d.h. die Reaktion des Prüflings, durch Bezugnahme auf eine oder mehrere gespeicherte Musterreaktionen ausgewertet, die auch miteinander ver- knüpft sein dürfen. Dies ist zum Beispiel dann sinnvoll, wenn ein Proband mit einem Musterprüfling verglichen werden soll. Auch die Erstellung einer fiktiven Musterreaktion, die vom Benutzer erstellt wird oder aus der mathematischen oder bildverarbeitenden Zusammenfassung mehreren Musterreaktionen entsteht, ist möglich, die somit die Reaktionen mehrerer Musterprüflinge oder eines fiktiven Musterprüflings berücksichtigt .
Desweiteren kann ein gewonnener Meßwert (Reaktion des Prüflings) auch als weitere Bildkoordinate (Variable) benutzt werden. Die kann zum Beispiel analog bei dem Vergleich iterativer Abgleichvorgänge und deren Verlauf und digital bei der digitalen Signatur zur Random-Adress- steuerung erfolgen.
Durch die durch die Erfindung eröffneten Möglichkeiten der Bearbeitung der Bildpunkte ist es nicht notwendig, daß ein Prüfling an denselben Betriebspunkten oder über dieselben Betriebsbereiche stimuliert wird, wie der Musterprüfling. Die unbestimmten Bildpunkte, d.h. die bei der Stimulation nicht explizit angeregten bzw. gemessenen Betriebspunkte, können in diesem Fall durch Bildverarbeitungsalgorithmen aus den gemessenen Bildpunkten interpoliert oder extrapoliert werden. Jedoch ist auch ein Vergleich ohne direkte Interpolierung bzw. Extrapolierung
der unbestimmten Bildbereiche durch Bildverarbeitungsmaßnahmen möglich.
Aus den jeweiligen Reaktionen des Prüflings bezüglich unterschiedlicher Testkriterien können mehrere Bilder entstehen. Gleichwohl können die jeweiligen Reaktionen unter Anwendung von Bildverarbeitungsalgorithmen teilweise oder insgesamt zusammengefaßt werden.
Die Stimulation kann als analoge, diskrete oder digitale Stimulation erfolgen. Ggf. erfolgt die Änderung eines der Betriebsparameter kontinuierlich, um die Auswirkung eventueller Einschwingvorgänge möglichst gering zu halten. Dabei wird die Reaktion des Prüflings nur an den vorgegebenen Betriebspunkten bzw. in den vorgegebenen Betriebsbereichen erfaßt .
Als alternative Ansteuerung kann einer der bei der Stimulation einzustellenden Betriebsparameter für mehrere Betriebspunkte anhand einer Look-Up-Table bestimmt werden. Auf diese Art und Weise lassen sich beliebig programmierbare Stimuli erzeugen, die eine Reaktion auf Transienten bzw. Sprungfunktionen optimal messen lassen. Auch die Messung von Schaltzeiten, Verzögerungszeiten und Hystereseverhalten lassen sich durch eine derartige Stimulation durchführen.
Das resultierende Bild kann eine beliebige Form annehmen, die ausgewählte, für den Test relevante Betriebspunkte bzw. Betriebsbereiche umfaßt. Auch eine nachträgliche
Selektion relevanter Bereiche während der Bildverarbeitung anhand der Pixelwerte ist möglich. Das Bild kann auch Lücken aufweisen, d.h. unbestimmte Pixelwerte. Auch die Anordnung bzw. Verteilung der Pixel innerhalb des Bildes ist beliebig; sie müssen nicht in regelmäßigen Abständen oder entsprechend einem Raster angeordnet sein.
Das Bild ist somit von jeder Videonorm losgelöst. Der Pixeltakt kann von einem beliebigen Taktgeber abgeleitet werden, wobei auch dieser z. B. von einem Prüflingsausgang kommen könnte. Pixelart, Zeilenlänge sowie Bildhöhe sind frei wählbar und durch die gewählte Hardware für Bildverarbeitung begrenzt. Im Extremfall kann das Bild lediglich aus einzelnen, unregelmäßig gesetzten, räumlichen Bildpunkten bestehen, deren Koordinaten bzw. deren zugeordneten Betriebspunkte nach dem Zufallsprinzip ausgewählt worden sein können. Letzteres ist beispielsweise für stichprobenartige Prüfungen nützlich, was der Qualitätssicherung dient und zu Meßzeitersparnissen führt .
Bei der Prüfung digitaler Geräte, bei der die Reaktion des Prüflings auf eine vorgegebene Stimulation als Signatur o. Ä. vorliegt, kann auch ein aus der Reaktion bzw. Signatur gewonnener Wert zur Verwendung als weiterer Betriebsparameter bzw. Messwert zurückgeführt werden. Durch eine solche Rückkopplung entsteht eine Sequenz von Betriebsparametern oder Stimulationssequenz, die zu einer sehr charakteristischen Reaktion führt, die sich gut auswerten läßt. Unter den Betriebsparametern einer solchen Stimulationssequenz besteht unter Umständen keiner- lei funktionenähnlicher mathematischer Zusammenhang.