Bauprinzip einer Abgasreinigungsanlage und Verfahren zum Reinigen ei¬ nes Abgases damit
Die Erfindung betrifft das Bauprinzip einer Abgasreinigungsanlage und ein Verfahren zur Reinigung eines Abgases damit.
Submikronpartikel aus Abgasen durch Zyklone, Wascher und Schlauchfil¬ ter abzuscheiden, ist schwierig. Der elektrostatische Abscheider ist eine der wirksamsten Einrichtung/Baugruppe einer Abgasreinigungsanla¬ ge für die Feinpartikelabscheidung (siehe beispielsweise DE 101 32 582) .
Eine Abgasreinigungsanlage bildet meist einen eingebauten Abschnitt in einem Stromungskanal zur Gasfuhrung. Sie besteht aus den folgenden Baugruppen, die in Stromungsrichtung aufeinander folgen: einer Zone zur Ionisation der im Gas mitgefuhrten Partikel/Aerosole, dem Ionisatorone, gefolgt von einer Verbindungs- oder Ubergangszone, wiederum gefolgt von einer Kollektorzone zur Abscheidung der darin elektrisch neutralisierten Partikel/Aerosole und schließlich einer Spruheinrichtung, die den Kollektor mit einer Spulflussigkeit be¬ sprüht .
Elektrostatisches Abscheiden ist ein physikalischer Prozess, durch den Partikel elektrisch geladen werden und in Folge von dem Gas unter Einwirkung eines äußeren elektrischen Feldes ausgeschieden/getrennt werden. In einstufigen elektrostatischen Abscheidern erzeugt das e- lektrische Feld eine Koronaentladung, um die Partikel aufzuladen und sie in Richtung Wand anzuziehen, um sie von dort schließlich zu ent¬ fernen. In einem zweistufigen elektrostatischen Abscheider erfolgt das Laden und das Abscheiden der Partikel im Allgemeinen in zwei raumlich verschiedenen äußeren elektrischen Feldern.
Ein Verfahren und Einrichtungen wurden entworfen, um das wirksame Ab¬ scheiden von Partikeln zu gewahrleisten, die Einstandskosten und Be¬ triebskosten des elektrostatischen Abscheiders zu senken und die Kon-
struktion zu vereinfachen (sxehe DE 102 44 051) . Die Partikel werden durch eine Koronaentladung geladen und dann in einem externen, feld¬ freien Kollektor entfernt. Der Abscheider schließt die Ladeeinrich¬ tung, den Gehauseanschlusses und die Abscheideinrichtung ein. Die La¬ deeinrichtung besteht aus einer geerdeten Dusenplatte und aus Hoch¬ spannungsnadelelektroden, die zentral in den Düsen positioniert sind. Die Partikel werden in der Gleichstrom-Koronaentladung geladen. Die Abscheideeinrichtung besteht beispielsweise aus einem geerdeten Roh- renbundelkollektor. Das Verfahren und der Abscheider unterscheiden sich von dem herkömmlichen zweistufigen elektrostatischen Abscheider durch die Abwesenheit des getrennten abscheidenden elektrischen Fel¬ des in der Aufsammlungszone, was es zulasst, die Abscheideeinrichtung kompakt zu bauen.
Das Verfahren besteht aus folgenden Schritten:
Mit Partikeln beladenes Gas strömt zur Reinigung durch den Eingang der Abgasreinigungsanlage, das Abgas tritt in die Düsen ein, die in der elektrisch geerdeten Platte vorhanden sind. Diese Platte steht senkrecht zu Stromungsachse. Das Abgas strömt durch den Ionisator, wo die Partikel in der Koronaentladung elektrisch geladen werden. Der Ionisator sitzt zwischen den Hochspannungselektroden und der inneren Oberflache der geerdeten Düsen. Die Hochspannungselektroden sitzen ausgerichtet auf einem Hochspannungsgitter, welches stromabwärts von der Dusenplatte elektrisch isoliert am Anlagengehause eingebaut ist. Danach passiert das Gas mit den elektrisch geladenen Partikeln den Anschlussbereich der Anlage, der den Ionisator und die Abscheidezone verbindet, um schließlich durch den Ausgang der Anlage in dem ange¬ schlossenen Gaskanal weiterzustromen.
Nach dem bekannten Verfahren strömt das Gas in gleicher Richtung durch die Ladeeinheit/-zone, das Verbindungsstuck und die Abscheide¬ zone. In der in der DE 101 32 582 Cl beschriebenen Abgas- Reinigungsanlage strömt das zu reinigende Abgas in Richtung der Gra¬ vitation, in der in der DE 102 44 051 Cl beschriebenen Abgasreini- gungsanlage entgegen der Gravitation.
Obwohl das Verfahren und die Abgasreinigungsanlagen das durchströmen¬ de Gas wirksam reinigen, bestehen doch einige Probleme. In der m der DE 101 32 582 beschriebenen Anlage werden die geladenen Partikel im Rohrenbundelkollektor durch Bildung eines Flussigkeitsfllms abge¬ schieden. Bei höherer Aerosolkonzentration fließt der Film auf der Oberflache der Rohren in Richtung der Gravitation. Beim Verlassen der Rohren bilden sich Tropfchen, die sich wieder im eigentlich gereinig¬ ten Gasstrom befinden. Das verringert den Abscheidegrad der Anlage.
In der in der DE 102 44 015 Cl beschriebenen Abgas-Reinigungsanlage tropft bei hoher Partikelkonzentration ein Teil des Flussigkeitsfllms von dem Rohrenbundelkollektor auf die Ladeeinheit und provoziert dort Funkenentladung, die den Abscheidegrad verringert. Ebenso wird ein Teil der Partikel auf der Oberflache des Hochspannungsgitters und der darauf montierten Hochspannungselektroden abgeschieden. Es bilden sich kleine Tropfchen auf den Elektrodenspitzen. Das verändert ent¬ scheidend die vorgesehene Koronaentladung, provoziert Überschlage, verschlechtert den Prozess der Partikelladung und verringert damit den Abscheidegrad.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Abgas-Reinigungsanlage bereitzustellen und sie langzeitig so betreiben zu können, dass sich ihr vorgegebener Abscheidegrad nicht, bzw. allenfalls nicht nennens¬ wert ändert.
Die Aufgabe wird durch das in Anspruch 1 beschriebene Bauprinzip für den aus einer elektrostatischen Ladeeinrichtung, einer Ubergangszone und einer Partikelabscheideemrichtung bestehenden Abgasreinigungsan- lage und durch das in Anspruch 4 beschriebene Verfahren zum Betreiben derselben gelost.
Die Abgasreinigungsanlage als Abschnitt in einem Stromungskanal zur Gasfuhrung hat die Form eines aufrecht stehenden U's. Im einen Schen¬ kel befindet sich die Zone zur Ionisation der im Gas mitgefuhrten
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Partikel/Aerosole, die elektrostatische Ladezone oder kurz der Ioni¬ sator, untergebracht. Der Übergang vom einen zum andern Schenkel, die Verbindungszone, bildet das Sammelbecken/-gefaß für die aus dem Gas¬ strom ausgefällten/ausgeschiedenen und von dem Kollektor herabtrop¬ fenden Partikel. An seiner tiefsten Stelle ist zumindest ein Auslauf zum Ausleiten der mit Partikeln angereicherten Flüssigkeit. Hoher ge¬ legene Auslaufe können am Sammelbecken weiter angebracht sein, falls ein Bedarf dazu besteht. Im zweiten Schenkel sitzt die Kollektorzone in der die Partikel aus dem Gasstrom abgeschieden und elektrisch neutralisiert werden, um mit Spulflussigkeit nach unten abgeleitet/- geschwemmt zu werden.
Die Kollektorzone besteht aus mindestens einem Kollektor oder aus mehreren, in Stromungsrichtung aufeinander folgende i Kollektoren, wo¬ bei ein Kollektor aus einer Rohrenbundelgruppe aus mindestens einem Rohrenbundel besteht.
Entscheidend ist die Einleitung des mit Partikeln versetzten, zu rei¬ nigenden Gases in Richtung der Gravitation von oben nach unten in den Schenkel der Anlage, in dem sich der Ionisator befindet. Über eine Koronaentladung werden die Partikel beim Durchgang elektrisch aufge¬ laden. Die Polarität ist wahlbar ist, häufig aber wird negativ aufge¬ laden. Der Ionisator besteht ja aus der auf einem definierten elekt¬ rischen Bezugspotential, meist Erdpotential, liegenden Dusenplatte und dem Hochspannungsgitter meist auf negativem Potential mit aufmon¬ tierten und ausgerichteten Elektroden. Wichtig für die vorgesehene Ionisierung ist, dass die Elektroden mit ihren freien Enden von unten her in die jeweils zugeordnete Düse ragen (Anspruch 2) . Nur so kann gewahrleistet werden, dass keine Tropfenbildung an den Elektroden, insbesondere an den Elektrodenspitzen, zustande kommt, die die Koro¬ naentladung empfindlich entarten lassen konnten. Eventuelle Tropfen¬ bildung an den Elektroden fließt sogleich nach unten zum Hochspan¬ nungsgitter ab und tropft dort, unterstutzt von dem Gasstrom, ab, um im Sammelbecken schließlich aufgesammelt und abgeführt zu werden. Zur Vermeidung von elektrischer Aufladung liegt das Sammelbecken elekt-
πsch ebenfalls an Bezugspotential. Um nicht zusätzlich bauliche
Schutzmaßnahmen (Beruhrschutz beispielsweise) ergreifen zu müssen, ist das Bezugspotential einfach Erdpotential.
Das aus dem Ionisator austretende, jetzt mit geladenen Partikeln ver¬ setzte Abgas wird in die Verbindungszone eingeleitet, in der das Ab¬ gas einerseits umgelenkt und beim Verlassen entgegen der Gravitation senkrecht nach oben von unten her in den zweiten Schenkel eingeströmt wird. Andrerseits wird der austropfende Teil der immer noch elekt¬ risch geladenen Partikel/Aerosole in der Verbindungszone von dem Sam¬ melbecken aufgesammelt.
Das Abgas wird, wie schon erwähnt, im Kollektor zur Reinigung, bzw. zum Abscheiden der Partikel entgegen der Gravitation von unten nach oben durchströmt. Die Partikel/Aerosole lagern sich alle, zumindest weitgehend, an den Wanden des Kollektors ab, wo sie elektrisch neut¬ ralisiert werden und mittels einer auf den Kollektor zumindest von oben gesprühten Spulflussigkeit entgegen der Gasstromung als mit Par¬ tikeln versetzter Flussigkeitsflim in Richtung der Gravitation ab¬ fließen und in die Verbindungszone, das Sammelbecken, abtropfen. Der Kollektor besteht aus mindestens einem Rohrenbundel, das auf einem ebenfalls auf elektrischem Bezugspotential sitzenden Gitter steht (Anpruch 3) . Diese Gitter kann naturlich von unten her angesprüht werden, falls eine solche Maßnahme nutzlich ist. Die Bespruhung des Kollektors von oben her ist Standard.
Das so prozessierte Gas verlasst den Kollektor von Partikeln befreit und strömt jetzt als Reingas im angeschlossenen Stromungskanal wei¬ ter.
Das Ziel der effektiven Reinigung eines Abgases von feinen, haupt¬ sachlich Submikronpartikeln, fest oder flussig wird mit der Abgas- Reinigungsanlage und dem damit betrieben Verfahren erreicht.
Die Abgas-Reinigungsanlage zeichnet sich durch ihren Aufbau in Form eines aufrecht stehenden U s aus. Mit ihr kann das Reinigungsverfah¬ ren hochwirksam und langzeitig stabil durchgeführt werden, weil die Abgasfuhrung die Tropfenbildung an den freien Elektrodenenden in den Düsen vermeidet und daher die Ionisierung der Partikel in der Korona¬ entladung zwischen freiem Elektrodenende und Duseninnenwand stets wie vorgesehen, also stabil, ablauft. Die Wirksamkeit der Partikel- /Aerosolabscheidung ist daher vollständig, zumindest nahezu vollstän¬ dig. Die Anlage als Bestandteil der Stromungskanalfuhrung ist kompakt und technisch robust aufgebaut, aufgrund der drei bzw. mit Spruhem- richtung vier Baugruppen übersichtlich, einfach zu montieren und gut zu warten. Die Stromungsrichtung des Abgases in der Ionisierungszone ist der m der Kollektorzone entgegengesetzt.
Die Baumaterialien der Abgas-Reinigungsanlage werden anhand des zu erfüllenden Prozesses ausgewählt. Ob dielektrisch oder elektrisch leitend richtet sich nach der Art des Abgases und der mitgefuhrten Partikel. Die elektrischen und Bedingungen müssen eingestellt werden können und der Reimgungsprozess langzeitig ohne Korrosionserschei¬ nungen im Anlageninnern durchgeführt werden können.
Die Reinigungsanlage kann auf das Reinigen von Abgasen in Form von Umweltluft, Rauchgase, Feuchtgas, Trockengas und Heißgas ausgerichtet werden. Die im Abgasstrom mitgefuhrten Partikel, ob flussig oder fest, müssen nur lonisierbar, d.h. elektrisch aufladbar sein. Beson¬ ders geeignet ist eine solche Abgasreinigungsanlage für das Abschei¬ den von Submikronpatikeln im Durchmesserbereich D < 1 μm, die sonst nur schwer abzuscheiden sind.
Anhand der Zeichnung über die schematisierte Abgas-Reinigungsanlage wird dieselbe und das damit betriebene Verfahren nochmals naher er¬ läutert.
Figur 1 zeigt das Anlagenschema, Figur 2 die Ionisierungszone vergrößert.
In Figur 1 tritt das zu reinigende Abgas von oben her in den Eingang
2 der Abgasremigungsanlage 1 ein und strömt in Gravitationsrichtung nach weiter unten durch den Ionisator 10 hindurch. Darin werden die Partikel/Aerosole über Koronaentladung mit vorgegebener Polarität - meist negativ geladen - ionisiert.
Figur 2 zeigt den Ionisator 10 ausschnittsweise. Zwei Düsen 3 in der auf Erdpotential liegenden Metallplatte, der Dusenplatte 4, aus Edel¬ stahl oder Kupfer oder einem elektrisch leitenden Verbundwerkstoff aus Kohlenstoff, auf jeden Fall aber inert gegen die Prozessumgebung, sind im Schnitt dargestellt. In sie hinein ragt je eine Elektroden¬ spitze 5. Alle Elektrodenspitzen sind auf dem Hochspannungsgitter 6 ausgerichtet montiert. Das Hochspannungsgitter 6 selber ist elekt¬ risch isoliert an die Gehausewano der Anlage montiert, über eine Durchfuhrung in der Gehausewand wird das Hochspannungsgitter 6 an das in einem Netzgerat erzeugten Hochspannungspotential angeschlossen (siehe beispielsweise DE 101 32 528 Cl oder DE 102 44 051 Cl) . Das Hochspannungspotential ist im Allgemeinen am Netzgerat einstellbar und richtet sich in seiner Polarität nach dem zu fahrenden Prozess.
Nach Durchtritt des Abgases durch den Ionisator 10 sind die Parti¬ kel/Aerosole jetzt elektrisch geladen. Der Abgasstrom gelangt nun un¬ ter Umlenkung an die Horizontale in die Verbindungszone 7, also durch den Fuß des U's, strömt dort horizontal weiter und tritt unter erneu¬ ter Umlenkung entgegen der Schwerkraft von unten her in den andern Schenkel 8 ein. Das Verbindungsstuck 7 dient als Auffang für aus dem Gasstrom ausfallende Partikel und für den im Kollektor 8 ablaufenden, mit Partikeln/Aerosolen beladenen Flussigkeitsfilm.
Das Abgas mit den elektrisch geladenen Partikeln tritt in den geerde¬ ten Kollektor 8 ein. Beim Durchströmen nach oben werden die elekt¬ risch geladenen Partikel an die Rohrenwände gezogen, die ]a aufgrund der elektrischen Anbindung des Kollektors 8 an das Erdpotential an¬ ziehend wirken, und daran abgeschieden. Dabei wird die elektrische Ladung abgezogen und dadurch die Partikel elektrisch neutralisiert.
Der Kollektor 8 wird üblicherweise zur Spulung von oben besprüht (nicht eingezeichnet in Figur 1) , so dass die an den Kollektorwanden abgelagerten Partikel mit nach unten abgeschwemmt und in der zur Auf¬ fangwanne 7 aufgebauten Verbindungszone 7 aufgefangen und über einen Rohranschluss ausgeleitet werden.
Nach Austritt aus dem Kollektor 8 strömt das nun gereinigte Abgas nach oben weiter, tritt am Schenkelausgang 9 aus der Abgas- Reinigungsanlage 1 aus und in den angebauten, weiterfuhrenden Stro¬ mungskanal ein oder wird gleich an die Umgebung abgegeben.
Die Wirksamkeit der Abgas-Reinigungsanlage 1 und des Verfahrens wurde experimentell an einer Pilotanlage geprüft. Die Pilotanlage enthielt einen Dusenplatte mit 61 Düsen und einen Rohrenbundelkollektor. Sie wurde mit 9,5 - 10,5 kV Gleichspannung für die Koronaentladung be¬ trieben. Der Koronastrom war zwischen 4,5 und 5,5 mA. Der Ionisator hatte ein hohlzylindrisches Gehäuse, ebenso der Kollektor. Die Mas¬ senkonzentration der Partikel im Abgas war 70 - 110 mg/Nm3.
Wenn die Richtung des Abgasstromes im Ionisator und in der Kollektor¬ zone entgegen der Gravitation war, war die Wirksamkeit der Abschei¬ dung 82 - 86%.
Wenn die Richtung des Abgasstromes im Ionisator und in der Kollektor¬ zone gleich der Gravitation war, war die Wirksamkeit der Abscheidung 79 - 83%.
Wenn die Richtung des Abgasstromes im Ionisator gleich der und in der Kollektorzone entgegen der Gravitation war, war die Wirksamkeit der Abscheidung 95 - 97%.
Die erhebliche Verbesserung im Abscheidegrad ist auf das u-formige Bauprinzip und die Stabilität der der Koronaentladung in den Ionisa¬ tor zurückzuführen.
Bezugs zeichenliste
1 Abschnitt
2 Eingang
3 Düse
4 Dusenplatte
5 Hochspannungselektrode
6 Hochspannungsgitter
7 Verbindungszone, Sammelbecken
8 Kollektorzone, Partikelabscheider
9 Ausgang 10 Ionisator