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Dies
ist eine Teilanmeldung der europäischen
Patentanmeldung 93 907 259.1.
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Gebiet der Erfindung:
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Die
Erfindung betrifft die Anwendung von Aspergillus niger-Katalase-A-Enzym
für die
Neutralisierung von Wasserstoffperoxid in Lösung.
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Hintergrund
der Erfindung
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Katalasen
[Wasserstoffperoxid: Wasserstoffperoxidoxidoreduktasen (EC 1.11.1.6)]
sind Enzyme, die die Umwandlung von Wasserstoffperoxid (H2O2) in Sauerstoff
(O2) und Wasser (H2O)
gemäß der folgenden Gleichung
katalysieren.
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Diese
ubiquitären
Enzyme sind aus einer Vielzahl von tierischen Geweben, Pflanzen
und Mikroorganismen gereinigt worden (Chance und Maehly, 1955, Methods
Enzymol. 2: 764-791; Jones und Wilson, 1978, in H. Sigel (Hrsg.),
Metal Ions in Biolgical Systems, Band 7, Marcel Dekker Inc., New
York). Nahezu alle Formen des Enzyms, die charakterisiert worden
sind, bestehen aus vier Polypeptid-Untereinheiten, die jeweils ein Molekulargewicht
von 50000 bis 60000 aufweisen und eine prosthetische Protohämin-Gruppe
pro Untereinheit enthalten (Wasserman und Hultin, 1981, Arch. Biochem.
Biophys. 212: 385-392; Hartig und Ruis, 1986, Eur. J. Biochem. 160:
487-490). Katalase aus Rinderleber ist die am intensivsten untersuchte
Spezies dieses Enzyms gewesen [Schonbaum und Chance, 1976, in The
Enzymes (P.D. Boyer, Hrsg.), 3. Auflage, Band 13, S. 363-408, Academic Press,
New York]. Die vollständige
Aminosäuresequenz
und die dreidimensionale Struktur von Katalase aus Rinderleber sind
bekannt (Schroeder et al., 1982, Arch. Biochem. Biophys. 214: 397-412; Murthy
et al., 1981, J. Mol. Biol. 152: 465-499).
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Obwohl
sie aus biochemischer und biophysikalischer Hinsicht weniger gut
untersucht sind, haben Katalasen aus filamentösen Pilzen mehrere Eigenschaften,
die sie von ihren Gegenstücken
aus Säugetieren
unterscheiden. Obwohl sie eine ähnliche
Anzahl von Untereinheiten und einen ähnlichen Hämgehalt aufweisen, sind Pilz-Katalasen
wesentlich größere Moleküle als jene
aus anderen Organismen, wobei sie relative Molekulargewichte einer
Untereinheit im Bereich von 80000 bis 97000 aufweisen (Vainshtein
et al., 1986, J. Mol. Biol. 188: 63-72; Jacob und Orme-Johnson,
1979, Biochem. 18: 2967-2975; Jones et al., 1987, Biochim. Biophys.
Acta 913: 395-398; Mosavi-Mohavedi et al., 1987, Int. J. Biol. Macromol.
9: 327-332; Wassermann und Hultin, 1981, Arch. Biochem. Biophy.
212: 385-392; Gruft
et al., 1978, Can. J. Biochem. 56: 916-919; Kikuchi-Torii et al.,
1982, J. Biochem. 92: 1449-1456). Noch wichtiger ist, daß Katalasen
aus Pilzen wie Aspergillus niger gegenüber einer Proteolyse und einer
Inaktivierung durch Glutaraldehyd, SDS stabiler sind als Katalase aus
Rinderleber und eine geringere Affinität zu Katalaseinhibitoren, wie
Cyanid, Azid und Fluorid, aufweisen (Wasserman und Hultin, 1981,
Arch. Biochem. Biophys. 212: 385-392). Zusätzlich ist Katalase aus A.
niger beträchtlich
stabiler als Katalase aus Rinderleber, wenn sie Extrembedingungen
von pH, Wasserstoffperoxid und Temperatur ausgesetzt wird (Scott
und Hammer, 1960, Enzymologia 22: 229-237). Obwohl Pilz-Katalasen Stabilitätsvorteile
bieten, haben die entsprechenden Enzyme aus Säugetieren, wie beispielsweise
Katalase aus Rinderleber, im allgemeinen eine höhere katalytische Aktivität (Gruft
et al., 1978; Can. J. Biochem. 56: 916-919). Traditionell ist Katalase
aus Rinderleber das bevorzugte Enzym für diagnostische Zwecke und
für mit
Arzneimitteln in Beziehung stehende Anwendungen (z.B. Reinigung
von Kontaktlinsen/Desinfektion/H2O2-Neutralisierung) gewesen. Jedoch haben
unlängst
festgestellte Ausbrüche
einer Slow-Virus-Erkrankung, die als BSE („bovine spongiform encephalopathy"; spongiforme Rinder-Enzephalopathie)
bekannt ist, in europäischen
Rinderherden und die Angst, daß diese
Erkrankung auf den Menschen übertragen
werden könnte
[Dealler und Lacey, 1991, Nutr. Health (Bicester) 7: 117-134; Dealler
und Lacey, 1990, Food Microbiol. 7: 253-280], ein Interesse daran
geweckt, Alternativen zu Katalase aus Rinderleber für diese
Anwendungen zu finden. Da darüber
hinaus die Enzymstabilität
ein bedeutender Faktor bei der biotechnologischen Nutzung von Enzymen
darstellt, gibt es ein beträchtliches
Interesse an der Verwendung von Katalase aus A. niger in Anwendungen,
die die Neutralisierung von hohen Konzentrationen von Wasserstoffperoxid
umfassen, und in für mit
Arzneimitteln in Beziehung stehenden Anwendungen, in denen die Verwendung
von Katalase aus Rinderleber ein Gesundheitsrisiko darstellen könnte.
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Obwohl
es mehrere veröffentlichte
Berichte gibt, die die biochemischen und biophysikalischen Eigenschaften
von Katalase aus A. niger beschreiben, wurde bislang noch nicht
offenbart, daß in
diesem Organismus tatsächlich
zwei Katalase-Enzyme
anwesend sind. Unter Verwendung von molekularbiologischen Standardtechniken
haben wir Gene (catA und catR), die zwei unterschiedliche Katalase-Enzyme
(Katalase-A und Katalase-R) aus A. niger kodieren, isoliert (Genencor
International, Inc., nicht veröffentlicht).
Das catA-Gen aus A. niger, das durch Kreuzhybridisierung mit dem
CTAI-Gen aus Hefe (Saccharomyces cerevisiae) kloniert worden ist,
kodiert ein Katalase-Enzym, das primär während eines Wachstums auf Fettsäuren induziert
wird und vermutlich peroxisomal ist. Im Gegensatz zu den mitgeteilten
Untereinheit von Katalasen im Berich von 80000 bis 97000 wurde gefunden,
dass das Untereinheit-Molekulargeicht von Katalase A aus A. niger
etwa 46000 beträgt,
wie durch SDS-PAGE bestimmt. Katalase-A aus A. niger ist weniger
stabil (d.h. sie hat eine kürzere Halbwertszeit
bei Lagerung), wird durch hohe Konzentrationen von Wasserstoffperoxid
schneller inaktiviert und ist bei niedrigem pH weniger aktiv als
Katalase-R. Das catR-Gen aus A. niger kodiert ein lösliches
zytoplasmatisches Enzym (Katalase-R), von dem wir entdeckt haben,
daß es
die Hauptaktivität
in kommerziellen Katalasezubereitungen darstellt.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Es
ist entdeckt worden, daß das
A. niger-Genom zwei Katalasegene enthält, die als catA und catR bezeichnet
werden. Zusätzlich
wurde entdeckt, daß das
catA- und catR-Genprodukt (Katalase-A bzw. Katalase-R) zwei unterschiedliche
Katalase-Enzyme sind, die jeweils ihre eigenen charakteristischen
Merkmale aufweisen.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Katalase-A-Enzym für die Neutralisation
von Wasserstoffperoxid in Lösung,
das durch ein Untereinheit-Gewicht von etwa 46000, wie durch SDS-PAGE
definiert, durch eine spezifische Aktivität von 6300 IE/mg und dadurch,
dass seine Synthese durch die Anwesenheit von Fettsäuren induziert
wird, gekennzeichnet ist.
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Figuren:
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1 zeigt
einen Vergleich der Katalase-A- und Katalase-R-Aktivität in verdünnter Wasserstoffperoxid-Lösung (100
ppm).
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2 zeigt
einen Vergleich von Katalase-A- und Katalase-R-Aktivitäten in konzentrierter
Wasserstoffperoxid-Lösung
(16,5 g/l).
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3 veranschaulicht
einen Vergleich der enzymatischen Aktivitäten von Katalase-A und Katalase-R bei
unterschiedlichen pH-Werten.
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4 zeigt
Restriktionskarten des caGA- und catR-Gens von A. niger, das Katalase-A
bzw. Katalase-R kodiert.
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5 zeigt die Nukleotidsequenz und abgeleitete
Aminosäuresequenz
des catR-Gens von
A. niger. Introne werden durch gestrichelte Linien bezeichnet.
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Beschreibung der bevorzugten
Ausführungsformen:
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Ein
Vergleich der biochemischen und biophysikalischen Eigenschaften
von Katalase-A und Katalase-R wird nachfolgend beschrieben. Ein
Fachmann auf diesem Gebiet wird verstehen, daß verschiedene Veränderungen
bei den folgenden Beispielen vorgenommen werden könnten. Dementsprechend
sollen die Beispiele nicht beschränkend sein.
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1. Vergleich der biochemischen
und biophysikalischen Eigenschaften von Katalase-A und Katalase-R.
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Zur
Messung von biochemischen Parametern wie Enzymaktivität, Wasserstoffperoxidkonzentrationen,
pH-Aktivitätsprofil
und Enzymstabilität
verwendete Techniken sind herkömmliche
Techniken, die in den folgenden Beispielen beschrieben werden.
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Reinigung von Katalase-R
aus A. niger
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Katalase-R
wurde aus einer kommerziell erhältlichen
Zubereitung von A. niger-Katalase
(Fermcolase 1000, Genencor International, Inc.) unter Verwendung
von Ionenaustauschchromatographie an TrisAcryl Q-Harz (IBF Biotechnics,
Inc.) gereinigt. Zuerst wurde die kommerzielle Enzymzubereitung
an einer PD-10-Säule
(Pharmacia-LKB) entsalzt, die in 10 mM Tris-HCl bei pH 8 äquilibriert
worden war. Das Enzym wurde auf eine 2,5 cm × 5,5 cm TrisAcryl Q-Säule aufgetragen,
die zuerst mit 100 ml 100 mM Tris-HCl, pH 8, dann mit 200 ml 10
mM Tris-HCl, pH 8, bei einer Fließgeschwindigkeit von 6,0 ml/min äquilibriert
worden war. Ungebundene Proteine wurden durch Waschen der Säule mit
10 mM Tris-HCl eluiert. Die verbleibenden Proteine wurden mit einem
Gradienten von ansteigendem NaCl (0 bis 0,5 M in 10 mM Tris-HCl,
pH 8) eluiert. Die Proteinfraktion, die das höchste A410/A280-Verhältnis
aufwies, enthielt gereinigte Katalase. Eine SDS-PAGE-Analyse dieser
Proteinfraktion zeigte eine einzige Bande, die mit einem scheinbaren
Molekulargewicht von ungefähr
80000 wanderte.
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Reinigung von Katalase
A aus A. niger
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Katalase-A
aus A. niger wurde aus Myzelextrakten von Zellen gereinigt, die
zwei Tage in Medium, das 1% Glucose als Kohlenstoffquelle enthielt,
gezüchtet
worden waren. Die Myzele wurden in flüssigem Stickstoff schockgefrostet
und in einer elektrischen Kaffeemühle zu einem feinen Pulver
gemahlen. Das gefrorene Pulver wurde in 10 ml 100 mM Natriumformiat-Puffer,
pH 7, suspendiert und eine Stunde auf Eis gehalten. Die unlöslichen
Zellrückstände wurden
durch Zentrifugation entfernt, und der Überstand wurde durch Ultrafiltration
(Amicon) konzentriert. Der konzentrierte Extrakt wurde dann einer
Chromatographie an Sephacryl S-100 unterzogen, und die Fraktionen
mit Katalase-Aktivität
wurden erneut einer Chromatographie an einer Ionenaustauschsäule, wie
oben beschrieben, unterzogen. Zwei Peaks, ein größerer und ein kleinerer, die
Katalase-Aktivität enthielten,
wurden durch SDS-PAGE analysiert. Die in größerer Menge vorliegende Katalase-Fraktion
lieferte eine vorherrschende Bande mit einem Molekulargewicht von
80000, und es wurde nachfolgend gezeigt, daß es sich dabei um Katalase-R
handelte. Der in geringerer Menge vorliegende Bestandteil, Ka-talase-A,
lieferte eine Bande mit einem Molekulargewicht von 46000.
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Tabelle
1 zeigt einen Vergleich der biochemischen und biophysikalischen
Eigenschaften von Katalase-A und Katalase-R aus A. niger.
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2. Klonierung des catA-
und cat-R-Gens von A. niger
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Die
bei der Klonierung des catA- und catR-Gens von A. niger verwendeten
Techniken sind herkömmliche
Techniken, die in Sambrook et al., 1989, Molecular Cloning, A Laboratory
Manual, Cold Spring Harbor Press, Cold Spring Harbor, NY, beschrieben
sind.
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Klonierung des catR-Gens
von A. niger
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Aus
gereinigter Katalase-R wurde durch Verdau des Proteins mit Bromcyan
eine Reihe von proteolytischen Fragmenten erzeugt. Diese Peptid-Fragmente
wurden einer Aminosäuresequenzanalyse
unterzogen. Die Aminosäuresequenzinformation
wurde eingesetzt, um synthetische DNA-Sonden für eine Identifizierung von
catR-spezifischen
cDNA-Sequenzen in einer λgt11-Bibliothek
zu gestalten. Kurz gesagt, wurde das Peptidfragment Met-Phe-Trp-Asn-Ser-Leu-Ile-Pro-Ala-Glu-Gln-Gln-Met
verwendet, um einen Pool von drei synthetischen Oligonukleotiden
mit den folgenden Sequenzen zu gestalten:
5' ATG TTC TGG AAC AGC CTG ATC CCC GCC
GAG CAG ATG 3'
5' ATG TTC TGG AAC
TCC CTG ATC CCC GCC GAG CAG ATG 3'
5' ATG TTC TGG AAC AGC TTG ATC CCC GCC
GAG CAG ATG 3'
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Dieses
Peptid wurde gewählt,
da die Aminosäuren
minimal degenerierte Codon-Auswahlmöglichkeiten
liefern. Die Unterschiede zwischen den drei synthetischen Oligonukleotiden
repräsentieren
alternative Codonauswahlen, wo es keine starke Präferenz in
dem bekannten Codonnutzungsmuster bei A. niger gab. Diese Position
dieses proteolytischen Fragments entspricht dem in 2 gezeigten
Peptid 3. Ein Klon, der ein partielles cDNA-Fragment enthielt, wurde
durch Hybridisierung mit der synthetischen DNA-Sonde positiv identifiziert,
und eine Nukleotidsequenzanalyse dieses Klons bestätigte, daß es Katalase-R
kodierte. Dieses klonierte cDNA-Segment wurde verwendet, um eine
Genbank von genomischer A, niger-DNA mittels Hybridisierung zu durchmustern.
Nachfolgend wurde das vollständige
catR-Gen einschließlich
stromaufwärts
und stromabwärts liegender
Transkriptionskontrollelemente als ein 9,0 kb-HindIII-XhoI-Restriktionsfragment
zusammengestellt. Die Nukleotidsequenz des kodierenden Bereichs
von catR wurde bestimmt und ist in 5 angegeben.
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Klonierung des catA-Gens
von A. niger
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Das
catA-Gen von A. niger wurde durch Kreuzhybridisierung unter Verwendung
des CTA1-Gens von S, cerevisiae als Sonde kloniert. Bereits früher sind
die Katalasegene aus Hefe isoliert und ihre Sequenzen veröffentlicht
worden (Cohen et al., 1988, Eur. J. Biochem. 176: 159-163; Hartig
und Ruiz, 1986, Eur. J. Biochem. 160: 487-490). Ein Fragment des
CTA1-Gens aus Hefe wurde unter Verwendung von PCR (Perkin Elmer-Cetus)
amplifiziert und in pUC18 kloniert. Eine Sequenzanalyse dieses Klons
bestätigte,
daß es
das peroxisomale Katalasegen der Hefe war. Der Klon wurde dann verwendet,
um Southern-Blots von genomischer A. niger-FS-1-DNA zu screenen,
und es wurde festgestellt, daß er
mit einer einzigen EcoRI-Bande von 3,2 kb hybridisierte. Die Sonde
wurde dann verwendet, um eine λEMBL-Bibliothek
von genomischer FS-1-DNA zu durchmustern, was zur Identifizierung
von mehreren positiven Klonen führte,
die jeweils das bereits früher identifizierte
3,2 kb-EcoRI-Restriktionsfragment enthielten. Einer dieser λEMBL-Klone
(λEMBL3-1)
wurde mit BamHI verdaut, und ein 9 kb-Fragment wurde in pUC18 subkloniert.
Eine Restriktionskarte dieses Subklons ist in 4 angegeben.
Eine DNA-Sequenzanalyse eines Abschnitts dieses Fragments, der mit
dem CTA1-Gen aus Hefe hybridisierte, zeigte, daß der Klon eine Katalase kodierte,
die sich von Katalase-R unterschied. Auf der Basis von dessen Homologie
zu dem CTA1-Gen aus Hefe wurde ihm die Bezeichnung catA gegeben.
Eine Cotransformation von A. niger-FS-1 wurde unter Verwendung des
pUC18-catA-Plasmids
und eines Plasmids vorgenommen, das ein Benomyfresistenz verleihendes β-Tubulingen
enthielt. Benomyl-resistente Kolonien wurden hinsichtlich einer
erhöhten
Anzahl von integrierten catA-Genkopien durch Southern-Blotting durchmustert.
Jene Transformanten, die mehr als eine catA-Genkopie zeigten, wurden in Schüttelkolbenkulturen
ausgewertet. Eine Transformante, die als 208 bezeichnet wurde, zeigte
ungefähr
eine Verdopplung der gesamten zellulären Katalase-Aktivität.
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