Viele Aufnahmen von Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem wirken schwerfällig und übertrieben ehrfürchtig. Michael Sanderling und das Lucerne Symphony Orchestra wählen jedoch einen anderen Ansatz. Die pointierten Rhythmen des Eröffnungssatzes verleihen ihm Dynamik, während die Kyrie-Fuge eindringlich vorandrängt. Das Dies irae lodert vor unheilvoller Entschlossenheit, und das Rex tremendae entfaltet eine opernhafte Dramatik. Die vier Gesangssolist:innen sind ausdrucksstark – doch besonders beeindruckt der Rundfunkchor Berlin: Präzise und klanglich differenziert formen die Sänger:innen den lateinischen Text und erfüllen jede Passage mit Intensität.
Ergänzt wird das Programm durch Fazıl Says „Mozart & Mevlana“, eine zeitgenössische Antwort auf Mozarts Requiem. Say vertont zwei Gedichte des Sufi-Mystikers Rumi aus dem 13. Jahrhundert und verwebt Mozarts Musik mit eigenen Ausarbeitungen. Instrumente aus seiner türkischen Heimat bereichern die Orchestrierung mit neuen Klangfarben – eine Ost-West-Fusion, in der stilistische Gemeinsamkeiten überraschend deutlich hervortreten.