Diese Rezension betrifft weniger das erste Buch der vierteiligen Reihe speziell, als vielmehr das Gesamtwerk. "Die Reise nach Sarantium" ist sozusagen die Fantasy-Variante des Klassikers von Felix Dahn "Ein Kampf um Rom". Römer, Byzantiner, Sassaniden und Goten sind hier in verfremdeter Form zu finden, auch das Christentum wird auf eine interessante Weise in eine fremde Welt adaptiert.
Die Geschichte kommt, wie schon der Vorgänger aus wilhelminischer Zeit, im Breitwandformat daher. Erzählt wird das Schicksal ganzer Völker, repräsentiert von herausragenden Individuen. Der Fantasykontext ermöglicht eine Form des Erzählens, welche sich nicht an der exakten Darstellung historischer Fakten orientieren muss. Diese Darstellung wählte Kay ja auch in einem anderen überaus gelungenen Roman, "Die Löwen von Al-Rassan", wo er das Spanien der Reconquista gekonnt verfremdete.
Trotz des epischen Rahmens ist die Darstellung der Personen, ihrer Handlungen und Motive, der eigentiche Pluspunkt der Reihe. Trotz ihres repräsentativen Charakters sind die Figuren gut erarbeitet, lebendig dargestellt und ermöglichen Identifizierung und Anteilnahme. Mit übernatürlichen Elementen hält sich der Autor angenehm zurück, diese sind gut in den Kontext eingearbeitet.
Wer historisch angelegte Fantasy mag, wird diese in einer Vielzahl von Romanen finden, bei denen ein realer historischer Hintergrund als Kulisse verwendet wird, vor dem die Protagonisten denken und handeln wie moderne, neuzeitliche Figuren. Hier wird eine, zumindest in meiner Sicht, ehrlichere Variante gewählt. Die Darstellung tatsächlicher historischer Ereignisse ist dabei teilweise dennoch gelungener als in etlichen anderen pseudohistorischen Werken.
Aus meiner Sicht überzeugt das Gesamtpaket! Diese vierteilige Reihe ist zwar im Buchhandel nicht mehr erhältlich, aber über diverse Marktplätze hier und anderswo dennoch verfügbar. Für mich war es einer der lohnendsten Käufe der letzten Jahre und ich kann "Die Reise nach Sarantium" sehr empfehlen!

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Das Komplott Paperback – 1 Jun. 2001
Unknown edition by
Guy Gavriel Kay
(Author)
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- LanguageUnknown
- PublisherHeyne
- Publication date1 Jun. 2001
- ISBN-103453188063
- ISBN-13978-3453188068
Product details
- Publisher : Heyne
- Publication date : 1 Jun. 2001
- Language : Unknown
- ISBN-10 : 3453188063
- ISBN-13 : 978-3453188068
- Item weight : 200 g
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SetantaReviewed in Germany on 12 January 2015
4.0 out of 5 stars Ausnahmebücher
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SimurghReviewed in Germany on 24 January 2012
3.0 out of 5 stars Gekonnt kopiert
Ich habe die Sarantium-Bücher bereits vor gut zwei Jahren gelesen (ja, bis zum Ende), so dass sich meine Rezension auch auf dieses Werk in seiner Gesamtheit bezieht. Zwar liegt einige Zeit zwischen damals und jetzt, doch ich habe mir in den vergangenen Jahren immer wieder Gedanken über die Romane gemacht, so dass ich behaupten kann, sehr genau zu wissen, was ich hier schreibe.
Kay kann schreiben, das muss man ihm neidlos zugestehen. Zumindest, wenn es um die reine Sprache geht. Lebendig und bildhaft ist sie, und wäre es dabei geblieben, wäre Kays Schreibstil als sehr gut zu bewerten. Doch leider begeht der Autor einen in meinen Augen unverzeihlichen Fehler: Er bedient sich der auktorialen Erzählhaltung in inflationärer Weise. Nichts ist für mich ein größerer Spannungskiller als ein Erzähler, der seinen Hauptcharakteren direkt in die Köpfe blickt und deren Gedanken bewertet und die Gründe für ihr Handeln ausführlich erläutert. Schlimmer noch: Ein Erzähler, der das Geschehen andeutet, wenn nicht gar vorwegnimmt. Als Leser fühle ich mich da rasch veralbert, weil ich das Gefühl habe, der Autor bevormunde mich - ich will mir meinen eigenen Reim darauf machen können. Gerade deshalb wird es schwierig, die Charaktere richtig einzuschätzen, denn Kay schreibt durchaus viel über sie - ÜBER sie, wohlgemerkt. Mag sein, dass ich etwas engstirnig bin, aber für mich ist der personale Erzähler eben das Maß aller Dinge, ein Erzähler, der in die Rolle der Hauptperson schlüpft und eben nur das beschreibt, was er sieht, hört, fühlt und denkt. Kay geht darüber weit hinaus und beschreibt Dinge, die die Charaktere so über sich gar nicht wissen können. Denn wer kennt schon explizit die eigenen Motive für Handlungen im Affekt und macht sich noch währenddessen darüber Gedanken? Ein paar auktoriale Einsprengsel sind ja in Ordnung und manchmal sogar nötig, aber zuviel ist für mich der ultimative Identifikationskiller. Hier hatte ich daher teilweise das Gefühl, ein Hobbypsychologe lese mir seine Gedanken über die Motivation historischer Charaktere vor. Da nützt es wenig, dass die Charaktere EIGENTLICH sehr interessant konzipiert sind und dass mir Kays eingängiger Schreibstil EIGENTLICH gut gefällt.
Die Handlung konnte mich ehrlich gesagt auch nicht überzeugen. Der grobe Rahmen sollte jedem Leser bekannt vorkommen, der sich halbwegs mit der Spätantike auskennt. Prinzipiell mag ich es ja, wenn man sich an tatsächlichen historischen Gegebenheiten anlehnt. Aber eben nur prinzipiell. Wenn es aber auf eine detaillierte Nachzeichnung des byzantinischen Reiches unter Kaiser Justinian hinausläuft, Geschehen und Charaktere in eine andere Welt verlegt und nur die Namen verändert werden (und das nicht immer geschickt), dann vergeht mir bald der Spaß. Beispiele: Ravenna wird zu Varena, die Sassaniden werden in Bassaniden umbenannt, und zu allem Überfluss beten sie auch noch eine Göttin namens Anahita an. Wow!
Mir fehlt einfach der Reiz des Neuen, einer Welt, die ich noch nicht kenne und erkunden muss. Kays Welt war mir - bis auf wenige Abweichungen - bereits bekannt, ohne dass ich je ein Buch von ihm gelesen hatte. Zugegeben, gegen Ende hin ereignet sich im vermeintlichen Byzanz etwas Unerwartetes (zumindest dann, wenn man sich damit abgefunden hat, dass es genauso weitergeht wie in der Realität), doch in den ersten drei (deutschen) Büchern findet sich darauf fast kein Hinweis. Einzig und allein die Flucht der werten Pseudo-Amalasuntha Gisel deutet darauf hin. Ansonsten baut Kay sogar berühmte antike Schriftsteller ein, etwa Prokop von Caesarea und Tacitus, und deren berühmteste Werke, aus denen er zitiert - ohne konkrete Bedeutung für die Handlung. Auf mich wirkt das, als wolle der Autor seine Leser mit Gewalt auf seine ach-so-subtilen Anspielungen stoßen. In einer geringeren Dosierung hätte mir das vielleicht gefallen, nicht aber in diesen inflationären Mengen.
Besonders schlimm: Kays Darstellung der Religionen. Im Wesentlichen läuf es darauf hinaus, das Jadditen (Christen) die Sonne verehren, Kindath (Juden) die beiden Monde, Ashariten (Muslime) die Sterne und Bassaniden (Zoroastrier) die Sonne und die beiden Monde als dessen Schwestern. Im letzten Sarantium-Band findet sich ein für die eigentliche Handlung völlig irrelevanter Abschnitt, der von einem Mann berichtet, der in die Wüste geht und den dabei die Erkenntnis befällt, dass Sonne und Monde bereits von unterschiedlichen Religionen verehrt werden und nur die Sterne noch "frei" sind. Und so kommt ihm die bahnbrechende Idee, daraus eine neue Religion entwickeln zu müssen. Im später Verlauf der Geschichte wird kein einziges Mal darauf zurückgegriffen, die Szene hatte nicht den Hauch einer Bedeutung für die Handlung. Was wollte uns Kay damit also sagen? Fühlte er sich genötigt, einen Pseudo-Mohammed einzufügen, weil er seine Welt so exakt wie möglich an unsere anlehnen will? Wollte er kreativ sein und den Prophheten vor seiner Zeit einbauen (in der Realität war er schließlich kein Zeitgenosse Justinians)? Oder wollte er damit dem Leser zeigen, dass er in der Lage ist, seine eigene, völlig neue Version des Islam in einem Fantasyroman unterzubringen? Wenn ja, dann ist das mMn gründlich schief gelaufen. Kay beweist in meinen Augen damit nur, dass er sich nicht von den starren Vorgaben der Geschichte lösen kann, denen er folgen zu müssen glaubt.
Er belässt es bei den Gestirnen. Keine weitere Ausarbeitung der Glaubensinhalte, der Gemeinsamkeiten und der Unterschiede. Einfach nur wenig durchdachtes Schubladendenken ohne eine abstrakte, philosophische Komponente und eine heilige Schrift, die Erzählungen und Gesetze beinhaltet. Das Gestirn ist schon fast die gesamte Religion. Ein Götzenkult, wenn man's genau nimmt, der so gar nicht zum Hintergrund passen will, der doch von erbitterten Auseinandersetzungen um die richtige Interpretation des Glaubens geprägt ist. Was gibt's da denn bitteschön noch zu interpretieren?
Lediglich im Falle der Jadditen wird ein obligatorischer, verstorbener Gottessohn eingebaut, über dessen Rollen in der spätantiken Welt heftig gestritten wird...
Vor diesem Hintergrund ist eine im Wesentlichen recht triviale Handlung angesiedelt, die sich in vielen Nebenschauplätzen verliert. Das tatsächliche Komplott ist nur einer von vielen Handlungssträngen; die eigentlich zweitrangigen Geschichten aus dem Alltagsleben der Sarantiner werden in meinen Augen aufgebläht, um dem Werk mehr Seiten zu entlocken. Die Reihe (im Original: ein Zweiteiler) hätte getrost als eigenständiger Roman veröffentlicht werden können, der von einer Konzentration auf das Wesentliche profitiert hätte.
Trotzdem ist der Sarantium-Zyklus ein unterhaltsames Werk, das durch gut recherchierte Details vielleicht zu überzeugen vermag. Einen individuellen Charakter habe ich jedoch leider nicht ausmachen können.